"Die journalistischen Prinzipien und Fähigkeiten, Informationen wahrzunehmen, zu sichten und zu bewerten, müssen ins allgemeine Bildungsgut übergehen", hat der Schriftsteller und Netzpionier Peter Glaser kürzlich in einem Interview gefordert. Journalismus sei, so Glaser, mittlerweile kein Beruf mehr, sondern ein Element der Allgemeinbildung. Wenn mal wieder Gerüchte und Halbwahrheiten durch die Blogosphäre ziehen, wünscht man sich, dieses Element wäre ein wenig gleichmäßiger in der Welt verteilt.
Als ein Beispiel mag das neueste Verschwörungsszenario dienen: Die Vogelgrippe gibt es gar nicht. "Tatsächlich liegt die Vermutung nahe, dass die Vogelgrippe erfunden wurde um die tierquälerische Käfighaltung auszuweiten", spekuliert Bloggnjus. Seine Theorie: Durch Käfighaltung sänken die Kosten, durch Verknappung zögen die Preise an, unterm Strich bliebe ein gesteigerter Gewinn. Tobias spricht vom "Profit mit der Angst".
Argumentationshilfe für ihre fantasievolle Realitätswahrnehmung liefert den Verschwörungs-Bloggern ein Interview der Online-Zeitung "Faktuell" mit dem "Virologen Stefan Lanka". Nicht ein Virus sei am Vogelsterben schuld, sondern die Massentierhaltung, erfährt der staunende Leser dort. Lanka: "Es ist moderner Subventionsbetrug mit lähmender Angsterzeugung, die nebenbei auch garantiert, dass niemand nach Beweisen fragt."